Birgit Oppermann fragt, über welche Themen ich stundenlang sprechen könnte und was sie darüber wissen sollte.

Konkrete Themen fallen mir viele ein, angefangen von barrierefreiem Internet, über die Wirkung von Design bis hin zu Datenschutz und Datensicherheit.

Doch hast du jemals darüber nachgedacht, wie stark die Art und Weise, wie wir miteinander reden, unsere Welt verändert? Als Designerin ist mir das ständig bewusst, weil ich jeden Tag sehe, wie mächtig Kommunikation ist – und wie gefährlich sie sein kann, wenn sie missbraucht wird.

Kommunikation und Design

Design hilft uns, komplexe Ideen einfach zu erklären. Ein gut gestaltetes Bild oder Diagramm kann manchmal mehr sagen als ein langer Text. Und das ist es, was ich liebe: Design zu nutzen, um die Kommunikation zu verbessern. Viele Inhalte sind schneller und besser verständlich, wenn sie visuell gestaltet werden.

Die neue Art der Kommunikation

In letzter Zeit fällt mir aber immer mehr auf, wie sich unsere Kommunikation verändert hat. Sie ist einfacher, aber auch emotionaler und vielfach sogar radikaler geworden.

Es ist kein schönes Thema, aber ein wichtiges über das ich hier schreiben will, denn Nachrichten und Soziale Medien sind mittlerweile voll mit Wörtern und Ausdrücken, die vor wenigen Jahren nur wenige verwendet haben.

Und diese neue Art der Kommunikation beeinflusst uns alle, ob wir es wollen oder nicht.

Wie sich negative Ansichten schnell verbreiten

Wir leben in einer Zeit, in der negative Ansichten und extreme Meinungen sehr leicht verbreitet werden können. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie schnell das geht und wie sehr das andere beeinflusst. Dank Sozialer Medien funktioniert das sogar in rasender Geschwindigkeit.

Es ist erstaunlich einfach:

  1. Angst und Empörung: Oft reicht es, wenn jemand auf etwas Schlimmes aufmerksam macht – sei es durch drastische Worte oder ein erschreckendes Bild. Je näher uns das Thema geht, desto stärker reagieren wir darauf.
  2. Gruppendynamik: Wenn dann andere bestätigen, dass die Aufregung gerechtfertigt ist, folgen schnell weitere. Plötzlich glauben viele daran, einfach weil andere es auch tun. So entsteht eine Kettenreaktion.

Und dabei ist es nicht einmal nötig, dass die Situation wirklich existiert. Ein paar Schlagworte oder Bilder reichen, um Emotionen hochkochen zu lassen.

Das Fatale daran ist, dass es richtig leicht ist, Unterstützer:innen zu finden – sogar wenn diese gar nicht echt sind. Ein Account ist schnell erstellt, und durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz kann er vervielfältigt werden.

So wirkt es, als gäbe es viele Menschen, die einer Meinung sind, selbst wenn das nicht der Fall ist.

Die Gefahr der zunehmenden Polarisierung

Was mir besonders auffällt, ist die zunehmende Polarisierung. Entweder du bist für uns oder gegen uns. Diskussionen finden immer weniger statt, oder sie werden von emotionalen und oft aggressiven Argumenten blockiert.

Ob es um Covid 19, Masken, Israel und Palästina, Russland und die Ukraine, Terrorismus, politische Wahlen, die Renaturierung oder menschengemachten Klimawandel geht – die Themen, die Menschen in unserem Umfeld derzeit ängstigen, aufregen und polarisieren, werden von Tag zu Tag mehr.

Warum fällt es uns so schwer, neutral zu bleiben?

Und warum ist es so einfach, sich mitziehen zu lassen? Weil unser Gehirn so funktioniert. Folgende Reaktionen haben uns über Tausende von Jahren geholfen zu überleben:

Wir lernen durch Wiederholung. Je öfter wir etwas hören oder sehen, desto selbstverständlicher wird es. Mit der Zeit reichen ein paar Hinweise, und unser Gehirn füllt die Lücken aus. Ein Grund, warum ein einziges Wort ein wahres Feuerwerk im Kopf auslösen kann.

Heftige Emotionen lassen sich leicht mit bestimmten Worten, Tonfall und Bildern auslösen. Je heftiger die Emotionen sind, desto leichter merken wir uns etwas und desto schneller reagiert unser Gehirn – oft auf Autopilot.

Was können wir dagegen tun?

Sich selbst besser zu verstehen, ist der erste Schritt. Nimm dir einen Moment Zeit und frage dich: Wie kommuniziere ich? Lasse ich mich manchmal von Emotionen mitreißen? Wie oft hinterfrage ich die Informationen, die ich lese oder höre?

Wir können die oben genannten Mechanismen nicht einfach abschalten, aber wir können bewusst damit umgehen. Hier sind ein paar einfache Dinge, die du tun kannst:

Bewusstsein schaffen

Sei dir bewusst, dass jedes Wort, jede Geste und jedes Bild eine Reaktion in dir auslöst. Und glaube nicht alles von dem, was du denkst.

Pausen machen

Mach immer wieder eine Pause von den Sozialen Medien und geh zum Beispiel nach draußen in die freie Natur. Medienpausen helfen, sich selbst wieder zu spüren und das Gesehene zu verarbeiten.

Nicht sofort reagieren

Springe nicht auf jedes Wort oder jeden Trend auf. Lass Dinge mal sacken, bevor du reagierst. Schnell ist nicht unbedingt immer besser.

Sachlich bleiben

Lass dich nicht auf emotionale Diskussionen ein, die nur zu weiteren Entgleisungen führen. Versuche, die Botschaft hinter den Worten zu verstehen. Worum geht es wirklich?

Wenn die Diskussion nur hochemotional geführt werden kann, halte Abstand um nicht selbst in den Strudel der Emotionalität gezogen zu werden. Oder vielleicht ist einfach ein anderer Tag besser, um weiter zu diskutieren.

Unterschiedliche Perspektiven suchen

Sprich mit verschiedensten Menschen – nicht nur mit denen, die 100%ig deiner Meinung sind. Wichtig dabei ist, dass ihr auf Augenhöhe miteinander sprechen könnt.

Die Diskussion darf auch hitzig werden, solange ihr euch mit Respekt begegnet und einander zuhört. Ihr müsst auch nicht überall einer Meinung werden, aber hör zu und vielleicht entdeckst du Sichtweisen die dir bisher gar nicht bewusst waren.

Eigenständigkeit bewahren

Lass dich nicht von anderen instrumentalisieren. Wenn du jemanden unterstützt, frage dich immer, ob das wirklich deinen Werten entspricht und ob du wirklich hinter all dem stehen kannst, was diese Person vertritt.

Jede:r kann einen Unterschied machen

Es beginnt damit, dass wir uns bewusst machen, wie wir kommunizieren – und dann besser darin werden, auf eine Weise zu sprechen und zu handeln, die für alle hilfreich ist.

Ich persönlich würde mir wünschen, wenn es zum Beispiel in den Nachrichten noch mehr Visualisierungen gäbe, die komplexe Zusammenhänge möglichst objektiv und verständlich vermitteln würden.

Am Ende des Tages hat jede:r die Macht, die Welt um einen herum ein bisschen besser zu machen. Es beginnt mit der Art und Weise, wie wir miteinander sprechen. Lass uns diese Macht weise nutzen – für eine Welt, in der Kommunikation Brücken baut und nicht Mauern.

Hast du Ideen, wie wir alle zu einer besseren Kommunikation beitragen können? Schreib sie gerne in die Kommentare!