Die 5 hartnäckigsten Vorurteile über serifenlose Schriftarten

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Marion Lindert

Serifenlose Schriftarten, auch bekannt als Groteskschriften, sind eine beliebte Kategorie von Schriftarten, die in der Typografie weit verbreitet sind.

Im Gegensatz zu serifenbetonten Schriftarten haben serifenlose Schriftarten keine kleinen Verzierungen (Serifen) an den Enden der Buchstabenstriche. Dies verleiht ihnen ein klares, modernes Aussehen.

Bekannte Beispiele für serifenlose Schriftarten sind unter anderem Helvetica, Arial, Futura, Source Sans, Frutiger, Verdana, Calibri, Rotis Sans, Roboto und Univers.

Auch wenn serifenlose Schriftarten sehr beliebt sind, kämpfen sie mit einigen Vorurteilen. Die wichtigsten fünf davon möchte ich hier vorstellen.

„Serifenlose Schriftarten sind langweilig“

Ein häufiges Vorurteil gegenüber serifenlosen Schriftarten ist, dass sie langweilig und uninspirierend sind. Dieses Vorurteil basiert oft auf der Annahme, dass Serifen einen Text interessanter und ansprechender machen.

Allerdings ist dies ein Missverständnis. Serifenlose Schriftarten können eine klare und moderne Ästhetik vermitteln, die in vielen Designbereichen sehr gefragt ist. Sie eignen sich besonders gut für minimalistische Designs, bei denen ein sauberes und reduziertes Erscheinungsbild gewünscht wird.

In vielen Branchen werden serifenlose Schriftarten erfolgreich eingesetzt, um eine klare und professionelle Botschaft zu vermitteln. Beispielsweise verwenden zahlreiche Technologieunternehmen aber auch Luxusmarken serifenlose Schriftarten in ihren Logos und Produktdesigns, um ein modernes und innovatives Image zu vermitteln. Auch in den Bereichen Mode, Architektur und Kunst werden serifenlose Schriftarten häufig verwendet, um einen zeitgemäßen und stilvollen Eindruck zu erzeugen.

„Serifenlose Schriftarten sind schwerer lesbar“

Ein weiteres Vorurteil gegenüber serifenlosen Schriftarten ist, dass sie schwerer lesbar sind als serifenbetonte Schriftarten. Dieses Vorurteil beruht auf der Annahme, dass Serifen die Lesbarkeit verbessern, da sie den Buchstaben eine bessere Trennung und Fluss geben. Übrigens hält sich auch umgekehrt das Vorurteil hartnäckig, dass serifenbetonte Schriftarten auf digitalen Displays schlecht zu lesen sind.

Die Lesbarkeit von serifenlosen Schriftarten ist pauschal nicht schlechter oder besser. Tatsächlich können serifenlose Schriftarten eine gute Lesbarkeit bieten, wenn sie richtig eingesetzt werden.

Die Lesbarkeit von serifenlosen Schriftarten hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Form der Buchstaben, der Größe der Buchstaben, dem Gewicht der Schriftart und dem Kontrast zwischen Text und Hintergrund. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden, um die gewünschte Lesbarkeit zu erreichen.

Darüber hinaus gibt es auch serifenlose Schriftarten, die speziell für eine optimale Lesbarkeit entwickelt wurden. Diese Schriftarten haben oft größere x-Höhen und offene Formen, um den Text klarer und leichter lesbar zu machen. Ich vergleiche auch gerne die Buchstaben I (großes i) und l (kleines l) sowie a und d miteinander. Sind diese kaum unterscheidbar, so bevorzuge ich eine andere Schriftart, wenn eine gute Lesbarkeit wichtig ist.

Insgesamt ist es also falsch anzunehmen, dass serifenlose Schriftarten grundsätzlich schwerer lesbar sind. Es kommt auf die jeweilige Auswahl und Anwendung an.



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„Serifenlose Schriftarten sind unpersönlich“

Ein weiteres Vorurteil gegenüber serifenlosen Schriftarten ist, dass sie unpersönlich wirken, unemotional sind, und keinen individuellen Charakter haben. Ein Grund für dieses Vorurteil ist, dass serifenlosen Schriftarten die feinen Verzierungen fehlen.

Aber auch das ist ein Missverständnis. Serifenlose Schriftarten haben genauso einen Ausdruck wie andere Schriftarten. Der Charakter einer Schriftart hängt von ihrem Design und ihrer Anwendung ab.

Es gibt viele serifenlose Schriftarten mit individuellem Charakter und eigenem Stil. Einige serifenlose Schriftarten haben zum Beispiel abgerundete Ecken oder einzelne schräggestellte Elemente, die ihnen eine einzigartige Persönlichkeit verleihen. Andere serifenlose Schriftarten haben einen minimalistischen und nüchternen Stil, der Seriosität und Professionalität ausstrahlt.

„Serifenlose Schriftarten sind nur für Bildschirmanwendungen geeignet“

Ein hartnäckiges Vorurteil gegenüber serifenlosen Schriftarten ist, dass sie nur für Bildschirmanwendungen geeignet sind und im Druck nicht gut aussehen.

Das kommt aus einer Zeit der ersten digitalen Anwendungen. Damals wurde erkannt, dass serifenlose Schriftarten auf Bildschirmen besser lesbar sind, da die feinen Linien und Verzierungen der Serifenschriften bei der damaligen geringen Auflösung und Bildschirmgröße schlecht darstellbar waren. Dadurch wirkten serifenlose Schriftarten minderwertig, da sie im Vergleich zu den traditionellen, detailreichen Serifenschriften als zu simpel und funktional wahrgenommen wurden, was ihnen einen weniger eleganten und seriösen Charakter verlieh.

Serifenlose Schriftarten können mittlerweile sowohl für Bildschirmanwendungen als auch für den Druck verwendet werden. Um ganz sicher zu gehen, dass die Schriftart gut passt, prüfe ich sie in verschiedenen Größen auf den jeweiligen digitalen Geräten bzw. auf Papier. Diesen Test mache ich jedoch nicht spezifisch mit serifenlosen Schriftarten, sondern er ist generell für alle Texte und Schriftarten hilfreich.

„Serifenlose Schriftarten sind künstlerisch nicht wertvoll“

Lange Zeit wurden serifenlose Schriftarten als weniger künstlerisch wertvoll als ihre serifenbehafteten Gegenstücke angesehen. Ihre Entwicklung war eine Reaktion auf den Wunsch nach einer klaren Schrift in einer sich schnell entwickelnden Welt. Dieser funktionale Ursprung hat oft zu der Annahme geführt, dass ihnen der künstlerische Wert fehlt. Doch diese Perspektive übersieht die Bedeutung der Einfachheit.

Die Einfachheit von serifenlosen Schriftarten bedeutet nicht, dass sie ausdruckslos sind. Im Gegenteil, ihre klaren Linien und ihre strukturierte Form ermöglichen eine starke visuelle Wirkung. Designer:innen nutzen diese Eigenschaften, um Stimmungen zu erzeugen, die von sachlich und modern bis freundlich und zugänglich reichen. Sie sind funktional, also praktisch im Alltag und ihre Vielseitigkeit macht sie zu einem oft eingesetzten Werkzeug in der visuellen Kommunikation.

Außerdem sind sie ein Teil unserer aktuellen Zeit. Oder wie viele Menschen kennst du, die Bücher, Nachrichten oder Webseiten in komplexeren Schriftarten wie Kurrent oder gebrochenen Schriftarten lesen möchte?

Fazit

Serifenlose Schriftarten mögen für manche ein Mangel an traditioneller Eleganz bedeuten, doch ihr wahrer gestalterischer Wert liegt in ihrer Einfachheit, Funktionalität und Vielseitigkeit. Sie sind keineswegs langweilig oder schwer lesbar – im Gegenteil, sie bieten viele Vorteile in Bezug auf Klarheit, Lesbarkeit, moderne Ästhetik sowie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Die Schriftart die Anfang Jänner 2024 hier im Blog als Textschrift hinterlegt ist, heißt Catamaran. Sie ist eine serifenlose Schrift, die besonders gut lesbar ist und gleichzeitig freundlich wirkt.

Jetzt würde mich interessieren: Wie stehst du zu serifenlosen Schriftarten? Magst du sie? Setzt du sie ein?

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